Beteiligungsforum Integrationskommission: Mehrsprachigkeit fördern und Elternformate erweitern

Gemeinsam erarbeitete das Plenum bei einem Workshop Zukunftsideen zum Thema Vielfalt in Sprache und Bildung

Die Arbeit des Beteiligungsforums Integrationskommission nimmt weiter Fahrt auf. Ende Juni fand auf Einladung von Bürgermeister Matthias Baaß und den Co-Vorsitzenden Susanna Garbo und Lawand Hasan die dritte Sitzung des Beteiligungsforums statt, zu der der Verein Lernmobil e. V. im Rahmen eines Workshops alle Mitglieder in seine Räumlichkeiten im Schlangenpfad begrüßen durfte.

Entsprechend der abgefragten Handlungserfordernisse und -bedarfe in der ersten Sitzung stand der Themenschwerpunkt „Sprache und Bildung“ im Kinder- und Jugendbereich auf der Tagesordnung. Geleitet wurde der Workshop von Dr. Brigitta Eckert, Geschäftsführerin von Lernmobil e. V. sowie Projektkoordinatorin des Leseförderzentrums Cathrin Brinzing.

Als Grundlage für den Workshop diente der Maßnahmenkatalog des Vielfalts- und Integrationskonzeptes, der für das Handlungsfeld „Sprache und Bildung“ in den vergangenen Jahren in zwei Themenworkshops mit über 50 Beteiligten und etlichen Themenfeldern inklusive Lösungsvorschläge erarbeitet wurde. „Sprache und gelingende Bildungsbiografien sind Voraussetzung für Integration und Teilhabe“, so Eckert, die gleichzeitig mit ihrem Verein Hauptverantwortliche für dieses Handlungsfeld ist. Ziel sei es, durchgängige Sprachförderung von der Kindertagesstätte bis zur Erwachsenenbildung zu gewährleisten sowie erfolgreiche Bildungsbiografien möglich zu machen. „Viele Lösungsvorschläge des Maßnahmenkatalogs konnten bereits umgesetzt werden“, gab Cathrin Brinzing den sachkundigen Einwohnern einen ersten Überblick über bereits bestehende Projekte in den Bereichen Familie, Sprache, Gemeinwesen und Ferien. Gleichzeitig wurde eine Auswahl an Projekten aufgezeigt, die noch nicht durchgeführt werden konnten und über die sich das Gremium im Anschluss zu möglichen Zukunftsideen austauschen sollte.

Der Planung für die nächsten Umsetzungsschritte ging eine lange Diskussion über die Bedeutung von Mehrsprachigkeit und auch über die Bedeutung von Diskriminierungserfahrungen/Zuschreibungen voraus. Einigkeit bestand darin, dass es einer anderen Haltung der Wertschätzung bezüglich der Mehrsprachigkeit der zugewanderten Menschen und ihrer Kinder bedarf. Es wäre wertschätzend und wertschöpfend, eine Perspektivänderung vorzunehmen, so das Gremium. Weg von der ausschließlichen Fokussierung auf die vielleicht noch geringer vorhandenen Deutschkennnisse, hin zur Wahrnehmung der Vielsprachigkeit der zugewanderten Menschen.

Die Bedeutung dieses Themas wurde durch die Intensität der Diskussion deutlich. Deshalb war es nicht verwunderlich, dass sich bei der abschließenden Themengewichtung Mehrsprachigkeit an oberster Stelle widerfand: Die Förderung von Mehrsprachigkeit und das mehrsprachige Vorlesen im Rahmen einer Kooperation von Stadtbibliothek, Schulen und Kitas.

Den zweiten Arbeitsschwerpunkt setzten die Teilnehmenden auf die Entwicklung von Elternformate. Die Angebote sollen die Eltern bei der Erziehung und Bildungsbegleitung ihrer Kinder unterstützen. Hier gab es auch Ideen, wie zum Beispiel Firmen zu überzeugen, Elternseminare bzw. Väterseminare als Firmenkurse anzubieten. Die Anwesenden teilten sich zwei Arbeitsgruppen zu, die nach den Sommerferien ihre Arbeit aufnehmen werden.

In zwei weiteren Workshops im Oktober sowie Dezember dieses Jahres wird sich die Integrationskommission mit den Themengebieten „Integration in das Gemeinwesen“ sowie „Kita-Plätze, Wohnungen und Einbürgerung“ beschäftigen.

Zur Information
Das Beteiligungsforum Integrationskommission ist ein Hilfsorgan des Magistrats. Ihr gehören 31 Mitglieder an: 16 sachkundige Einwohnerinnen und Einwohner, sechs Mitglieder aus Stadtverordnetenversammlung und Magistrat sowie acht Verantwortliche aus der Lenkungsgruppe „Vielfalt und Integration“. Den Vorsitz hat kraft Amtes der Bürgermeister.

Gemäß Hessischer Gemeindeordnung (HGO) sind Kommunen mit mehr als 1.000 ausländischen Einwohnern aufgefordert, einen Ausländerbeirat zu wählen oder, wenn das nicht möglich ist, eine von der Stadt eingesetzte Integrationskommission zu bilden. Nachdem sich im Jahr 2022 nicht ausreichend Bewerber für einen Ausländerbeirat in Viernheim gefunden hatten, ist die Stadt ihrem Auftrag zur Bildung einer Integrationskommission nachgekommen. Den Beschluss, eine Integrationskommission einzurichten, fasste die Stadtverordnetenversammlung am 9. Dezember 2021. Nach einem Aufruf von Seiten der Stadtverwaltung sowie einer Informationsveranstaltung für Interessierte im Juli 2022 hatten sich 16 Personen als sachkundige Einwohner mit „Migrationshintergrund“ für dieses Ehrenamt bereiterklärt, die dann im September ebenfalls von der Stadtverordnetenversammlung für die Dauer von fünf Jahren gewählt wurden. Voraussetzung war entweder ein ausländischer Pass, die doppelte Staatsbürgerschaft oder eingebürgert zu sein. Sie sind Interessenvertretung und Sprachrohr aller Menschen mit ausländischen Wurzeln, einschließlich Asylsuchender in Viernheim. Das Beteiligungsforum Integrationskommission tritt mindestens zweimal im Jahr zusammen. Die Sitzungen sind nicht öffentlich.


Für Rückfragen und weitere Informationen steht Frau Reiners vom Parlamentarischen Büro im Hauptamt telefonisch unter (06204) 988 321 oder per E-Mail unter gerne zur Verfügung.